Sella Ronda Hero

Am Samstag den 27. Juni stand in Wolkenstein in Südtirol der Sella Ronda Hero an. Ein solches Event hatte ich vorher noch nie gesehen, allein die 4000 Starter auf zwei Strecken sprachen für sich. Ich wählte die Kurzstrecke, welche mit 3400hm auf nur 60km ein hartes Rennen mit steilen Anstiegen versprach. Die Strecke führte einmal um den Sella Block, also von Wolkenstein übers Grödner Joch nach Corvara, weiter nach Arabba und dann noch über den Pordoi und Sellapass. Nebenbei wurde noch die diesjährige Mountainbike Marathon Weltmeisterschaft ausgetragen, weshalb sämtliche Topstars am Start standen. Der Start der WM war zum Glück deutlich vor meinem Rennen, sodass ich dort erstmal zuschauen konnte, was ein ziemlich interessantes Schauspiel war, wenn die besten LangstreckenfahrerInnen der Welt um den WM Titel kämpfen.

 

Über eine Stunde später durfte ich in Block 12 losfahren. Block 12 war zwar der erste der Kurzstrecke, hieß aber leider auch, dass man früher oder später auf 3000 Langstreckler auffahren würde. Vom Startstrich an ging es bergauf zum ersten Übergang, dem Dantecerpies über 800hm auf nur 5km. Es dauerte keine 500m bis die erste Rampe kam, wo viele schon absteigen und schieben mussten. Nach dieser ersten Rampe wurde die Steigung etwas komoder, bis es auf den letzten Höhenmetern nochmals richtig steil wurde. Mittlerweile hatte ich auch die langsamen Fahrer der Langstrecke eingeholt, was extrem lästig war. Auch meine aktuelle Platzierung hatte ich in dem Chaos verloren. Die Abfahrt übers Grödner Joch bestand dann aus viel Bremsen, in der Kolonne fahren und häufigem Schieben. Leider scheint es bei den Italienern auch nicht üblich zu sein, schnellere Fahrer überholen zu lassen. So war ich recht froh, als es wieder bergauf ging. Den Anstieg zum Pralongia verbrachte ich zu 100% auf der Überholspur. Auch dieser Anstieg hatte einige fiese Rampen, was jedesmal zu einer interessanten Fahrt zwischen den schiebenden Langstrecklern wurde. Zum Glück kam irgendwann ein Abzweig, der die Langstrecke von der Kurzstrecke trennte. Schlagartig war ich alleine unterwegs, was ich in dem Moment sehr genoss. Nach einer kurzen Abfahrt verlief der Kurs wieder bergauf und bald schon trafen die beiden Strecken wieder zusammen und die Strecke war wieder hoffnungslos überfüllt. Nach dem höchsten Punkt folgte eine schöne Abfahrt über den Passo Campolongo nach Arabba, wo man glücklicherweise gut überholen konnte. In Arabba trennten sich die beiden Strecken wieder und der Kurs verlief über 700hm zum Pordoijoch. Dieser Anstieg war ein hartes Stück Arbeit, da der Weg extrem holprig war und natürlich durften die steilen Rampen dabei nicht fehlen. Leider machten sich bei mir Magenprobleme bemerkbar und so musste ich ein wenig rausnehmen. Die Abfahrt vom Pordoijoch gehörte dann zum besten was ich je gefahren war. Ein anspruchsvoller Singletrail durch den Wald mit einigen tückischen Stellen, was aber unglaublich viel Spaß machte. Unten am Fuß des letzten Anstieges über 600hm zum Sellajoch fand ich die erste Verpflegungsstation, welche nicht völlig überfüllt mit Italienern war. Beim Anstieg zum Sellajoch musste ich den inneren Schweinehund mehrfach überwinden. Der sonnige Anstieg mit einer permanenten Steigung jenseits der 20% Marke war die reinste Qual. Ich verlor noch ein paar Plätze, weil ich einfach keine Kraft mehr hatte. Oben am Pass war ich komplett fertig und war froh dass es nur noch bergab ging. Auf der Schlussabfahrt über schöne Waldwege riskierte ich nichts mehr und fuhr sicher ins Ziel. Nach 4h50min erreichte ich das Ziel auf einem Top 100 Platz bei über 1000 Startern. In der U23 Wertung wurde es erneut ein vierter Platz. Mit der Platzierung bin ich eigentlich ganz zufrieden, auch das Event ist einfach unglaublich, überall Mountainbiker, dazu noch die WM, die bei den Männern der Österreicher Alban Lakata vor Christoph Sauser, der seine Profikarriere beendete und dem Kolumbianer Leonardo Paez gewinnen konnte. Bei den Frauen gewann die Norwegerin Gunn-Rita Dahle vor der Dänin Annika Langvad und der drittplatzierten Sabine Spitz.


Paul Duckeck