Protective Bike Four Peaks

Am Mittwoch den 04. Juni war es dann soweit: Der Start zum viertägigen BIKE Four Peaks Marathonrennen fand statt. In  vier Tagen wurden 275 km und über 9000 hm bewältigt. Dazu kam täglich mindestens ein technisch anspruchsvolles Highlight in Form eines längeren Trails. Der Start der ersten Etappe mit 76 km und 2200 hm war in Leogang, wo ich bei stabilen Wetteraussichten im Startblock B hinter den Profis starten durfte. Hier waren mit Christoph Sauser, Alban Lakata, Markus Kaufmann und Kristian Hynek zahreiche Weltmeister, Europameister und Staatsmeister in der ersten Startreihe. Vom Start weg verlief der Kurs ins Schwarzleotal mit dem ersten Anstieg über 700 hm. Ich hielt es für klüger meinen eigenen Rhythmus zu fahren, um für die letzten Anstiege noch genügend Körner zu haben. Die 700 hm waren schnell geschafft und nach dem hügeligen Höhenweg folgte der Hangmantrail auf dem es auch eine Endurowertung gab, die auf einem Abschnitt der Abfahrt abgenommen wurde. Der Zeitschnellste bekam dann ein Leader Trikot. Der Hangmantrail ist technisch eher leicht, denn es geht durch den Wald mit einigen Steilkurven nach unten. Blöderweise fuhr ich mir hier einen Platten und verlor durch das Reparieren ca. 15min. Man kam wieder durch Leogang um dann das Tal in Richtung Ettapenziel Lofer zu verlassen. Hier addierten sich allerdings einige Höhenmeter durch die kurzen Gegenanstiege. Auf einem Radweg ging es bis nach Weißbach und von dort musste man nochmals zwei sportliche Anstiege von ca. 500 hm auf Asphalt und Schotter bewältigen. Hier konnte ich dank meiner guten Krafteinteilung noch einige Fahrer überholen und im Gesamtklassement Plätze gut machen. Das Ziel in Lofer erreichte ich dann in 4:09 auf Platz 196 der Herrenwertung. Mein Vater erreichte das Ziel nach 5:07 auf Platz 95 der Grand Master Wertung. Er verlor jedoch ca. 20min aufgrund eines Hubschraubereinsatzes.

Am Tag 2 folgte die Königsetappe von Lofer bis nach Kirchberg mit 75 km und sehr harten 2500 hm zum Glück bei ordentlichem Wetter. Durch den Platten am Vortag durfte ich leider nur in Block C starten. Der erste Anstieg über 650 hm zum Waidringer Höhenweg verlief wieder im Pulk. Dennoch konnte ich bereits hier einige überholen. Nach der Abfahrt folgte das Tiroler Geplänkel, ein ca. 30km langes Teilstück, das viele kurze zermürbende Gegenanstiege bereithielt. Ich befand mich auf den ersten Kilometern in einer guten Gruppe bis uns die Verpflegungsstation sprengte. Plötzlich war ich allein unterwegs und konnte vor mir eine große Gruppe von ca. 15 Fahrern erspähen. Das Loch zuzufahren kostete zwar viel Kraft, lohnte sich aber, da die vielen Flachpassagen als Einzelfahrer ziemlich intensiv gewesen wären. Bei den vielen Anstiegen konnte ich mich dann ein wenig absetzen und erreichte Kitzbühel. Wo im Winter die Skifahrer runter brettern, durften wir dann hochkurbeln: es stand der letzte Anstieg über 1000 hm zum Hahnenkamm an. Ich kannte die Auffahrt bereits von einem Uphill Rennen letztes Jahr. Mit den bis dahin schon 1500 hm in den Beinen waren es dieses Mal doch ein wenig verschärfte Bedingungen. Ich fühlte mich aber noch gut und konnte auch hier den ein oder anderen Biker einholen. Die Strecke wurde immer steiler und ich war heilfroh als ich den letzten Schnapper zur 1800m hohen Ehrenbachhöhe überwunden hatte. Es wartete mit dem Fleckalmtrail ja noch ein Downhill mit 1000 Tiefenmetern, den ich bei trockenen Bedingungen als sehr schön in Erinnerung hatte. Jetzt weiss ich auch, wie er sich in der Nässe fährt. Durch den Regen in der Nacht war die Abfahrt extrem schlammig und teilweise musste man schieben. Ich sah zahlreiche Fahrer - mich eingeschlossen - stürzen, trotzdem konnte ich durch meine mutige Fahrweise 30-40 Fahrer überholen. Das Ziel erreichte ich völlig verdreckt als 148. in 4:30, aber 48 Plätze weiter vorne als am Tag vorher. Mein Vater verbesserte sich in 5:46 auf Platz 89 der Grand Master Wertung.
 
Am Tag 3 folgte der komprimierte Marathon Wahnsinn, denn auf 46 km wurden 2460 hm befahren. Dazu kein einziges Flachstück, sonniges Wetter und drei völlig unterschiedliche Trails. Es ging direkt von Kirchberg 500 hm bergauf. Oben wartete der Lisi-Osl-Trail. Die Höhenmeter waren schnell bewältigt, doch oben bildete sich leider ein Stau. An diesem Stau mogelte ich mich vorbei, indem ich das Rad einfach senkrecht ein Stück nach unten schob, so dass ich auf dem Trail fast freie Bahn hatte. Ich ließ es richtig laufen, überholte den ein oder anderen und genoss den tollen, teils anspruchsvollen Trail, der sich schön durch den Wald schlengelte. Durch das Manöver am Anfang schob ich mich an fast 40 Leuten vorbei. Auf dem zweiten Anstieg mit 400 hm passierten mich aber wieder manche. Darauf folgte die Abfahrt über den spaßigen Harlassanger-Trail, einem tollen Weg durch den Wald mit wenigen anspruchsvollen Stellen. Unten angekommen fuhr man zunächst auf der Bundesstraße nach Aschau um dann zum 800 m höher gelegenen Stangenjoch zu fahren. Die Auffahrt gllich einer Parabel: Unten flach bis es dann oben so steil wurde, dass man das Rad schieben musste. Durch die ungleichmäßige Steigung fand ich erst spät meinen Rhythmus, konnte aber dennoch etliche Faher überholen. Dann folgte die Forstwegabfahrt zur Baumgartenalm, das einzige Stück bei dem man etwas schneller wurde. Der folgende Anstieg über 800 hm zum 2200 m hohen Wildkogel war schön gleichmäßig und die Hitze war auch nicht mehr so erdrückend. Ich bewältigte dieses Stück überraschend schnell, konnte erneut viele langsame Faher überholen, teilweise sogar professionell ausgerüstete Teilnehmer. Oben öffnete sich ein traumhaftes Panorama zu den vergletscherten Hohen Tauern. Es begann dann einer dieser Trails bei denen man auch bergab schwitzte. Die Abfahrt beinhaltete satte 1300 hm, davon 800 hm auf dem Wildkogeltrail. Der Trail bot den puren Fahrspaß, oben etwas erdig mit teils großen Steinen zog er sich nach und nach Richtung Ettapenziel in Neukirchen am Großvenediger. Im unteren Teil wurde der Pfad etwas wurzeliger, steiler und durch die hohen Stufen war der Weg hier oft ziemlich anspruchsvoll. Der letzte Abschnitt verlief über einen lässigen Wiesentrail fast bis ins Ziel. Dieses erreichte ich als 117. in 3:46. Mein Vater schaffte die Strecke in 5h19  und arbeitete sich auf Platz 73 in seiner Wertung vor.
 
Die Schlussetappe war dann verglichen mit den Etappen vorher vermeintlich etwas leichter mit 75 km und 2000 hm. Auch dieses Mal stand ich in Startblock B, was aber völlig egal war, da die ersten 7 km neutralisiert auf der Bundesstraße verliefen. Trotz der neutralisierten Startphase musste man sich ziemlich konzentrieren, da man mitten im Pulk keinen Sturz riskieren wollte. Es folgte ein erster Anstieg über Asphalt und Schotterwege mit rund 1000 hm. Durch die vielen Abfahrten und der noch angenehmen Temperaturen war dieses Teilstück einfach zu meistern. Oben startete der erste kurze Trail, welcher einige schwierige Stellen bereit hielt. Auf der Abfahrt wurden durch die kurzen Anstiege nochmal ein paar Höhenmeter gesammelt. Dann folgte mit 25 km ein Abschnitt des Tauernradwegs. Ich befand mich in einer ordentlichen Gruppe, so dass das Windschatten Fahren immer ganz gut funktionierte. Kurz vor dem späteren Ziel in Kaprun bog der Kurs rechts ab und es folgten knallharte 800 hm zum Maiskogel. Zunächst quälten wir uns über eine steile Wiese 150 hm hoch. Die Zuschauer hatten einen tollen Blick auf die Fahrer, da alle sehr langsam unterwegs waren, viele mussten schieben. Ich war neben den Profis einer der wenigen die hochgefahren sind und konnte etliche Männer hinter mir lassen. Mittlerweile war es 12 Uhr am Mittag und es wurde auf dem Nordhang bei über 30 °C im Schatten brutal heiß. Der Anstieg verlief weiter über eine aufgeheizte Asphaltstraße ohne einen einzigen Meter Schatten, erst auf der folgenden ansteigenden Forststraße boten ein paar Bäume ein wenig mehr Schatten. Als ich oben ankam, war ich total fertig. Zum Abschluss verlief der Kurs über den schönen Bachlertrail, ich wollte auf den letzten Metern nichts mehr riskieren und fuhr den Trail ohne Schwierigkeiten runter und konnte sogar noch ein paar Fahrer überholen. Den Zielort erreichte ich nach 3:40 auf Platz 127 in der Herrenwertung. was in der Gesamtwertung Platz 139 in einer Gesamtzeit von 16h7min bedeutete. Mein Vater erreichte das Ziel in 4:53 als 85. in der Grand Masterwertung. Im Gesamtklassement erreichte er Platz 79 in 21h6min. Im Ziel herrschte eine ausgelassene Stimmung, die Sektkorken sausten durch die Luft und jeder erhielt eine Medaille und ein Finishertrikot. Gewonnen hat der Weltmeister Christoph Sauser in einer unglaublichen Zeit von11h18min vor Kristian Hynek und Alban Lakata. Alles in Allem war es für uns beide ein eindrucksvolles Erlebnis, ein solch schweres Etappenrennen zu meistern und mit den Profis mitzufahren. Die Veranstaltung war super organisiert und die Wetterbedingungen waren natürlich perfekt. Das BIKE Four Peaks ist auch für nächstes Jahr in meinem Rennkalender eingeplant.



Gruß Paul